Bildungsfahrt der KSJ
Am 13.12.2024 startete die Kreissportjugend Sonneberg ihre Bildungsfahrt nach Erfurt.Teilgenommen haben 36 Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren und vier Lehrer. Die Jugendlichen waren Schüler der Gemeinschaftsschule Neuhaus/Rwg. und der Sibylle-Abel-Schule, die beim Wettbewerb „Gesündeste Regelschulklasse“ den ersten und zweiten Platz belegt hatten.
In Erfurt angekommen, besuchten wir den Erinnerungsort „Topf und Söhne“. Die Jugendlichen der Abel-Schule erwartete ein 3-stündiger Workshop mit der Fragestellung: Wie können Handlungsspielräume im unmittelbaren Umfeld im Sinne von Mitmenschlichkeit erkannt und genutzt werden?
Die Erfurter Familien Cars und Cohn ähnelten sich in ihrer Konstellation. Die Familienväter Max Cars und Max Cohn waren Juden, ihre Frauen gehörten nicht zur jüdischen Religionsgemeinschaft. Nach 1933 wurden alle Familienmitglieder ausgegrenzt und schikaniert. Für eine gewisse Zeit waren sie durch die nichtjüdische Ehefrau bzw. Mutter vor dem Schlimmsten geschützt. Während die Familie Cars überlebte, wurden Max, Helmut und Rosemarie Cohn in den nationalsozialistischen Lagern ermordet. Sie waren durch Nachbarn und Arbeitskollegen ohne Not denunziert worden. Ergänzt wurden diese biographischen Beispiele, die eindrücklich von dem Konsequenzen der antisemitischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik im Nationalsozialismus zeugen, durch einen Blick auf die Handlungsspielräume und Motive der Täter. Zu diesem Zweck wurde die Ausstellung des Erinnerungsorts "Techniker der 'Endlösung'" ins Seminar eingebunden. Anhand von Schlüsseldokumenten setzen sich die Teilnehmer mit dem Handeln der Unternehmer und Techniker von Topf & Söhne auseinander, die in eigener Initiative Leichenverbrennungsöfen für die Konzentrations- und Vernichtungslager konstruierten und technische Lösungen für die Optimierung des Gasmords in Auschwitz-Birkenau entwickelten.
In der Auseinandersetzung mit diesen Negativbeispielen wurde deutlich, wie Einzelne ihre Handlungsspielräume im gewöhnlichen Alltag gegen und nicht für andere Menschen nutzten. Damit befähigte das Seminar die Teilnehmenden dazu, die zentrale Bedeutung von solidarischem Handeln zu erkennen und auf das eigene Umfeld zu übertragen.
Die Neuhäuser Schule beschäftigte sich mit dem Tagebuch der Erfurter Schülerin Marion Feiner, die sich nach ihrer Auswanderung Miriam nannte. Dieses ist ein außergewöhnliches Zeugnis der Shoah und des Aufbruchs in ein neues Leben in Palästina. Es steht im Zentrum einer berührenden Sonderausstellung im Erinnerungsort Topf & Söhne über eine Familie, deren Schicksal exemplarisch für die jüdische Bevölkerung Erfurts im Nationalsozialismus ist.
Die Workshops und die Führung waren jugendgerecht aufgebaut, interaktiv und sehr informativ.
Dann begaben wir uns auf den Erfurter Weihnachtsmarkt. Wir bedanken uns bei dem Busunternehmen Erlebnisbusreisen Haselbach für die freundliche Begleitung auf der Fahrt.
Die Exkursion wurde gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie dem Thüringer Landesprogramm „DENK BUNT“.